Wie jedes Jahr riefen die Cuxhavener Grünen zur Mahnwache am Fukushima-Tag auf. Hier der Text der Rede von Christof Lorenz:
Offenbar gibt es so einige Atomkraftfans, Atomlobbyisten sowie die AFD, die jetzt meinen, man müsse angesichts der Bekämpfung des Klimawandels jetzt die AKWs wieder salonfähig machen, weil sie angeblich zur CO²-Einsparung beitrügen. Selbst bei Fridays for Future-Demos sollen sie schon Infos mit dem Titel „Greta goes nuclear“ verteilt haben. Doch Greta selber und nahezu alle Aktivisten aus der Klimabewegung sagen ganz deutlich: Atomkraft nein-danke, Atomkraft ist kein Klimaretter!
Ich möchte Euch die wichtigsten Gründe kurz darlegen, warum wir vor dem Hintergrund der Klimakrise erst recht bei unserem Nein zur Atomkraft bleiben müssen und den Atomausstieg weltweit weiter fortsetzen müssen:
- Derzeit gibt es weltweit etwa 400 Atomkraftwerke, diese decken nur etwa 2 % des derzeitigen Energiebedarfs ab. Wollte man nur 5 % des Energiebedarfs aus Atomkraft decken, müssten 1000 Atomkraftwerke neu gebaut werden und zum Teil neue Verfahren dafür entwickelt werden. Die für die Klimarettung entscheidende Energiewende muss in den nächsten 10-20 Jahren angeschoben werden und das geht nur mit regenerativen Energien, wie Wind, Sonne, Wasser, dazu kommt ein großes Potential an einsparbarer Energie, die heute noch unnötig verschwendet wird. Neue Atomanlagen in dieser Größenordnung wären in einem so kurzen Zeitraum nicht planbar, regenerative Energien könnten kurzfristig dazu gebaut werden.
- An der Gefährlichkeit von Atomkraft, dem Strahlenrisiko, dem Atommüllproblem und der Unfallgefahr hat sich nichts geändert, die Gefahren erhöhen sich noch, wenn die Anlagen länger laufen und älter werden. Auch neue Schnell-Reaktoren, wie der russische BN 800, sind keine Lösung, sondern ein höheres Risiko.
- Ein weiterer bzw. stärkerer Ausbau der Atomkraft wäre ökonomisch und klimapolitisch kontraproduktiv. Der Ausbau von Erneuerbaren Energien wird blockiert. Bei der Atomkraft sind die Stromentstehungskosten pro Megawattstunde in den letzten 10 Jahren um ca. 20 % auf etwa 150 US-Dollar gestiegen. Bei den Erneuerbaren, insbesondere Wind und Sonne sind sie um ca. 60-80 % auf etwa 50 US-Dollar gesunken.
- Atomkraft ist nicht CO² - frei. Zur Urangewinnung muss immer mehr Gestein bewegt und verarbeitet werden, es wird immer aufwendiger, Uran zu gewinnen. Hinzu kommen die hohen Aufwendungen für langfristige Lagerung und Transport von Atommüll und den Rückbau alter Anlagen.
- Auch Laufzeitverlängerungen von AKWs sind keine Lösung. Die Energiewende wird ausgebremst, auch das weiterlaufen der Kohlekraftwerke wird begünstigt und das System der Großkraftwerke zementiert.
- Wenn Erneuerbare Energien konsequent ausgebaut und das Energiesparen mehr gefördert würden sind wir auch nach Atom- und Kohleausstieg nicht auf Stromimporte angewiesen. Einschätzungen gehen etwa vom 3-fachen des jetzigen Ausbaupfades aus.
- Atomausstieg ist in ganz Europa und weltweit notwendig! Allein Frankreich hat mit 58 AKWs mehr als 1/8 aller weltweit laufenden Reaktoren. Diese haben fast alle ein Alter von 35 bis 40 Jahren und sind vielfach marode, Frankreich will bis 2035 nur 14 davon abschalten der Rest soll weiterlaufen. Die Kosten laufen dort schon jetzt aus dem Ruder, in Sachen Erneuerbare geschieht in Frankreich kaum etwas. Das ist völlig inakzeptabel, der internationale Druck muss erhöht werden, damit es hier und anderswo zu mehr Abschaltungen kommt.
Atomkraft ist nicht nachhaltig, nicht klimaschonend und gleichzeitig gefährlich!
Atomkraft abschalten so schnell wie möglich und weltweit!