28.06.2023

Das war die 2. Elbanhörung in Cuxhaven

Am 17. Juni folgten der Elbanhörung knapp 90 Personen direkt im Bali-Kino-Center in Cuxhaven, 40 weitere hatten einen Internetzugang. Angehört wurden elf Expert*innen, deren Beiträge hier veröffentlicht sind (siehe unten). 

Stefan Wenzel (MdB, BÜNDNIS90/DIE GRÜNEN) zieht als einer der Schirmherren der Veranstaltung folgendes Fazit:

"Die Region braucht mehr Kooperation und Zusammenarbeit um verschiedene Nutzungsansprüche der Häfen und den Schutz natürlicher Güter unter einen Hut zu bekommen. 

Seit Jahrhunderten lebt der Mensch an der und von der Elbe. Zum Beispiel als Fischer, Händlerin, Flösser, Matrosin oder Kapitän, Naturschützer, Schiffbauerin, Angler, Seglerin, Gastwirt, Windbauerin, Obstbauern, Deichbauerin oder Lotse. 

Aber die friedliche Kooexistenz vieler verschiedener Lebenswelten und Berufe ist im letzten Jahrzehnt immer mehr zur Dominanz einiger weniger geworden. Der Ausbau der Elbe für 400 Meter lange und 60 Meter breite Schiffe hat massive Folgen für die Ökologie der Elbe. 

Nur wenige Elbfischer haben überlebt. Nebenhäfen verschlicken. Werften in den Seitenarmen bekommen ihre Schiffe nicht mehr ins Meer, Segler leiden unter den Schlickmengen, Naturschützer beobachten eine Verarmung der Lebensräume und der Arten, Obstbauern müssen auf Frostberegnung aus dem Fluss verzichten, Gastwirte fürchten um das goldene Watt, Deichrichter beobachten sorgenvoll die Deiche. 

Die Fliessgeschwindigkeit steigt. Der Tidehub in Hamburg steigt ebenfalls. Die Schlickmengen steigen fast auf das dreifache des Worst Case Szenarios der Planer und Wasserbauer für die letzte Vertiefung. Der Fluss wird trüber. Der Stint und die Seeschwalbe leiden oder verschwinden. Die Deiche müssen am südlichen Ufer rund zwei Meter erhöht werden. Die Obstbauern brauchen Bewässerungsteiche. Die Fischer fischen keine Fische mehr. 

Auch finanziell war die Planung ein Fiasko. Nicht 27 Millionen Container, sondern rund 7 Millionen jährlich verspricht die Prognose für das Jahr 2023 für den Hamburger Hafen. 200-250 Millionen Euro werden Jahr für Jahr für die Baggerei fällig. 

Zudem musste überraschend die Solltiefe um einen Meter zurückgenommen werden. Wegbrechende Böschungen der Schifffahrtsrinne und unerwartete Untiefen wurden offenbar unbeherrschbar. Teile des Hamburger Hafens verschlicken ebenfalls."

Daraus leitet Stefan Wenzel folgende Forderungen ab:

-    Ein nachhaltiges Hafenkonzept mit einer ganzheitlichen volkswirtschaftlichen Analyse zu verbinden.

-    Hafenkooperation in der deutschen Bucht. Dabei ist zu klären auf welcher Ebene vertiefte Kooperation erfolgt (Länder, Hafenbetreiber, Terminalbetreiber)

-    Klimaneutrale Häfen und Hafeninfrastruktur für die Energiewende

-    Digitalisierung der Hafen-Logistik ausbauen

-    Analyse der Schäden unter der Wasserlinie durch die Neunte Elbvertiefung und Analyse der Deichfüsse

-    Keine Verklappung von Hafenschlick vor Scharhörn und am neuen Lüchtergrund.

-    Teilrücknahme der Elbvertiefung, um den massiven Anstieg der Hafenschlickmengen in den Griff zu bekommen

-    Die Finanzierung als Hebel für eine vernünftige und nachhaltige Hafenpolitik einzusetzen.


DIE BEITRÄGE DER EXPERT*INNEN 

 

Klaus Schroh - Kapitän a.D., Schifffahrtsexperte NABU, Cuxhaven 


Dauerbaustelle mit unverantwortlichen Milliarden-Kosten

Dr. Klaus Baumgardt - Förderkreis „Rettet die Elbe“ e. V., Hamburg 


Die Elbvertiefung ist nicht gescheitert

Walter Rademacher - Regionales Bündnis gegen Elbvertiefung 


Zu den Hintergründen der Flussvertiefungen

Lothar Buckow- Elbfischer, Jork 


Auswirkung der Elbvertiefung auf die Fischerei in der Elbe und den Lebensraum Elbe - (Beitrag nur mündlich)
 

 

Gerd Lefers - Obsthof Osterjork 


Auswirkungen der Elbvertiefung auf den Obstanbau und der "Generalplan Elbe"

Peter Südbeck - Nationalparkverwaltung, Wilhelmshaven 


Bedeutung und Schutz des Nationalparks Wattenmeer – Mögliche Auswirkungen der Ablagerung von Baggergut der Elbvertiefungs- und Unterhaltungsbaggerei

Arne Ehlers – Kapitän, Nautischer Verein


Hafen Cuxhaven – Bedeutung und Potential des größten deutschen Windenergie-Hub

Dr. Veit Hennig - Biologe, Dozent Universität Hamburg, Forschungsschwerpunkte u. a. Ökologie spezieller Lebensräume (u. a. Wattenmeer)


Stand der Fauna und die Probleme für die Fisch- und Vogelwelt durch die Eingriffe in die Elbe

Beatrice Claus - WWF Deutschland, Drochtersen und Hamburg 


Wattenmeer- und Ästuarschutz - die Wasserqualität der Elbe und die Folgen der Baggerungen zur Erhaltung der planfestgestellten Fahrrinnentiefe für das Elbeästuar

Malte Siegert – NABU, Hamburg


Kooperation der norddeutschen Seehäfen: eine Chance für nachhaltiges Wirtschaften in einem sich radikal verändernden Marktumfeld

Silke Backsen - MdL (Schleswig-Holstein), Kiel


Politische Handlungsmöglichkeiten der Akteure auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene – Entwicklung einer politischen Roadmap zu den Folgen der Elbvertiefung und einer gemeinsamen Hafenpolitik

 


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